Nach 43 Jahren – das Ende des Giesinger Faschingszugs

Giesinger Faschingsumzug verläuft sich 1980.
Foto: Freunde Giesings e.V. .

Bereits in den siebziger Jahren unkte es aus der Presse, dass der Münchner immer unlustiger werde und der Fasching sich wohl bald nicht mehr lohne. 1971 wurde der große Münchner Faschingszug eingestellt.

Auch die Zuschauerzahlen beim Giesinger Faschingszug waren im Verlauf der Jahre zurück gegangen. Hatte in den fünfziger Jahren der Fasching noch über 300.000 Menschen auf die Straßen gezogen, waren es Ende der sechziger Jahre nur noch knapp 10.000. Woran der Schwund der Faschingsbegeisterung lag, lässt sich schwer sagen.

Den EINEN Grund gibt es nicht. Für die einen war es die Reiselust der Münchner, die ihre Faschingsferien lieber beim Skifahren als in der Stadt verbrachten, für die anderen war es der Zeitgeist, der es ermöglichte, das ganze Jahr über ausgelassen zu feiern.

Der Fasching verändert sein Gesicht –
Fasching in den achtziger Jahren

Im Gegensatz zu Mainz und Köln zählte München noch nie zu den Hochburgen des Straßenfaschings. In der bayerischen Landeshaupt feierte man Fasching bei Hausbällen oder den großen Faschingsbällen im Deutschen Theater und den Brauereien wie dem Salvatorkeller.

1982 wurde wenigstens der Tanz der Marktfrauen auf dem Viktualienmarkt fest in den Faschings-Veranstaltungskalender der Stadt aufgenommen. Eine Tradition, die bis heute geliebt und gepflegt wird.

Mitte der Achtziger hatte sich der Faschingszug in Giesing für die Narren der Stadt etabliert. Als ältester, nach dem Krieg gestarteter Zug lockte er viele Zuschauer an. Jährlich sahen ihn 10.000 Menschen. Die Besucher kamen nicht nur aus München, sondern auch von außerhalb.


Der Zeitzeuge Norbert Holzhay

 

Das grüne Eck 1986.
Foto: Erika Weinbrecht


Holpriger Faschingsstart in die Neunziger … und dann war Schluss.

Die neunziger Jahre fingen für die Faschings-Fans holprig an. Der Giesinger Faschingszug wurde 1990 wegen schlechten Wetters abgesagt, ein Jahr später, 1991, dann wegen des Golfkriegs. Doch ab 1992 lebte der Fasching wieder auf: zwar deutlich kleiner, es gab keine großen Wagen mehr, aber dafür mit umso originelleren Beiträgen, wie der «Krach-Kapelle» der Kolpings-Familie oder «Dr. Blindschleich» auf dem Auto von Optik Peter. Am Straßenrand standen immer noch viele Zuschauer, die den Zug und seine Teilnehmer beklatschten.

1995 zog der Giesinger Gaudiwurm ein letztes Mal durch die Straßen des Viertels. 1996 war endgültig Schluss mit dem Faschingszug. Obwohl die Motivation mancher Teilnehmer immer noch hoch war, konnten die Auflagen der Stadt nicht mehr erfüllt werden und die Organisationskosten waren zu hoch.


Fasching in Giasing! Schön war’s …

«Mir san vom Glasschermviertel» 1979.
Foto: Ulrike Grammel

«Maskottchen» der Hauskapelle der Drogerie Nau 1954.
Foto: Maria Nau