Stütze des Faschings bis heute – die Kolpingsfamilie in Giesing

Die «Krach-Kapelle» der Kolpingsfamilie München-Giesing 1995.
Foto: Kolpingsfamilie München-Giesing.

Auch in den Pfarreien Giesings hatte der Fasching immer einen besonderen Platz, vor allem bei den jungen Leuten.

Noch nicht seit Anbeginn, aber spätestens seit den siebziger Jahren zählte auch die lokale Ortsgruppe des Kolping-Verbandes, die sich in Heilig Kreuz organisierte, zu den festen Teilnehmern am Faschingszug. Begonnen hatte alles mit bunten Wagen, auf denen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen mitfuhren.

Mit der Zeit wurden die Beiträge aber immer ausgefeilter und trotz der rasanten Umsetzung – die Wagen wurden erst am Vormittag des Umzugstages dekoriert – machte die Beteiligung am Zug immer Spaß, berichtet Zeitzeuge Winfried Hupe.

Die Tanzgruppe DschingisKhan, der Gaudiwurm und die «Krach-Kapelle» sind nur einige Beispiele der Kolpingbeteiligung, die bis heute in Erinnerung geblieben sind.

Das Ende des Zuges haben alle Mitglieder sehr bedauert – doch die närrische Tradition im Viertel wird von ihnen aufrechterhalten. Normalerweise veranstaltet die Kolpingsfamilie bis zu 6 Faschingsbälle für die Narren und Närrinnen in Giesing.


Der Zeitzeuge Winfried Hupe


Die Wiege der Giesinger Kultur – die Freunde Giesings e. V.

Auch der im Jahr 1979 gegründete Kulturverein der Freunde Giesings e. V. beteiligte sich ab den achtziger Jahren am Faschingszug. Der erste Vorsitzende des Vereins, Kurt Mahler (1921–1995), kam gebürtig zwar aus Schwabing, sein Herz schlug aber für Giesing und die Kultur im Stadtteil. Mahler war AGFA-Betriebsrat und SPD-Ortsvereinsvorsitzender. Im Fasching war er sich für keinen Spaß zu schade.

In erster Linie war der Giesinger Faschingszug für die Gaudi bekannt, aber es gab auch einige politische Beiträge im Zug, zu denen auch die Beiträge der Freunde Giesings zählten. Die Freunde Giesings beteiligten sich mit eigenen Wagen und erinnerten dabei an den Schweizer Wirt, eine alteingessene Wirtschaft in Giesing, in dessen Wirtsgarten der bekannte Zamperl-Markt (Hundemarkt) stattgefunden hatte, ihre Rolle im Giesinger Kulturbetrieb und an den «Vogel Strauß», eine Anlehnung an Ministerpräsident Franz Josef Strauß, der in Bayern sein «Unwesen» trieb.

Eine zweite Aktive in beiden Vereinen, den Freunden Giesings und der Giesinger Faschingsvereinigung, war Frau Anita Storch (1919–2002). Sie hatte wie Mahler den Vorsitz in einem Ortsverein der SPD inne und war seit Mitte der Achtziger bis zu ihrem Tod Mitglied im Bezirksausschuss 17.


Ehrensache – Geschäftsleute aus Giesing ziehen mit

In den achtziger Jahren sprachen Stimmen in der Presse immer öfter davon, wie angenehm es war, auf dem Faschingszug keine Werbung mehr zu sehen. 1988 lobte die Süddeutsche Zeitung, dass der Giesinger Faschingszug nicht wie früher einem «Reklamefeldzug» glich. Nach wie vor zu sehen waren die Logos großer Firmen wie AGFA, Merk oder Paulaner, die eine verlässliche Stütze des Faschingszugs darstellten – und das nicht nur finanziell. Wagen, «Manpower» in Form von freigestellten Mitarbeitern und die Bereitschaft, den Angestellten den Dienstagnachmittag frei zu geben, waren Zugeständnisse der Giesinger Geschäftsleute.

Aber nicht nur die großen Firmen nahmen am Faschingszug teil: auch die kleinen Läden entlang der Tela wie z. B. die Drogerie Nau oder Farben Heimann. Sehr schöne Erinnerungen gibt es auch aus dem Firmenalbum des Tante-Emma-Ladens von Frau Baur, der später zum EDEKA wurde.