Der Fasching nimmt seinen Lauf
Am Faschingsdienstag um 14:30 Uhr versammelten sich am Walchenseeplatz die Wagen der Faschingszugteilnehmer.
Die Organisation war locker, der Aufruf am Faschingszug teilzunehmen, erging meist erst einen Tag vorher durch die Zeitungen.
Die bunten Wagen zogen ab 15 Uhr los. Der Zug schlängelte sich durch die engen Straßen des Wohngebietes zwischen Walchenseeplatz und Tegernseer Landstraße. Einmal auf der Tegernseer Landstraße angekommen, zogen die Maskierten in Richtung Ostfriedhof um von dort umzukehren und über Watzmann- und St.-Martin-Straße zurück vor die Tela-Post zu ziehen.
Vor der Tela-Post endete der Zug um 17 Uhr mit der Verabschiedung des Publikums durch das Faschingsprinzenpaar.
Der Zeitzeuge Hermann Hampele
«S’halt Giasing!» – Das Besondere am Giesinger Faschingszug
Was unterschied den Giesinger Faschingszug vom großen Münchner Zug, der am Faschingssonntag (von 1950 bis 1970 und erst wieder seit 2006) durch die Münchner Innenstadt führte?
Die Menschen, die dabei waren und die Journalisten der Lokalzeitungen sind sich einig: die originellen Gruppen und die sympathischen verkleideten «nicht organisierten» Einzelgänger, die für Gaudi sorgten. Waren es zu Beginn des Zuges nur wenige Beiträge, nahmen später in der Regel um die dreißig angemeldete Wagen teil. Jedes Jahr dabei war der Cowboy-Club. Der Club, der 1913 von Männern gegründet worden war, die nach Amerika auswandern wollten, hatte sein Vereinsquartier im Kronepark. Dort lebten sie den amerikanischen Traum von Cowboys und Fallenstellern in der Münchner Vorstadt und beteiligten sich auf ihren Pferden am Faschingszug (s. Bildstrecke der Faschingszug in den Neunziger Jahren).
Andere Faschingsgesellschaften, wie die Narhalla, die Feringa oder die Bavaria zeigten sich auch gerne in Giesing, ebenso die Musikkapellen aus Grünwald oder Moosach oder das Münchner Jugendorchester. Über hundert Musiker nahmen 1971 am Zug teil.
Manche Einzelgänger blieben dem Zug über Jahre hinweg treu und erfreuten die Zuschauer jedes Mal aufs Neue:
Da waren einzelne Clowns, ein Mann ganz in Schafkopfkarten gehüllt, kuriose Einradfahrer und ein Mann im Schlauchboot, der im kalten Winter 1988 bis nach Calgary zu den Olympischen Spielen weiter fahren wollte – von diesem Beitrag ist leider kein Foto überliefert.